Faszination Klettern – Interview Feli und Uwe

Bouldern und Klettern ist zum Massenphänomen geworden. Immer mehr Menschen begeistern sich, wie ich finde zu Recht für den Sport. Die Schwelle mit dem Klettern und / oder Bouldern zu beginnen wird, dank der neuen Hallen, immer niedriger. War die Kletterhalle früher noch ein dunkler Ort, sind sie heute hell, freundlich und ein Treffpunkt um gemeinsame Zeit zu verbringen. Doch weshalb steigt die Faszination für den Sport? Was bewegt Sportler dazu, mit dem Training zu beginnen?

Ich möchte diesem Phänomen etwas näher kommen. Vom Spontanen bis Ambitionierten soll jeder zu Wort kommen. 


Heute im Interview: 

Beim Klettern kämpft jeder grundsätzlich alleine mit der Schwierigkeit für einen bestimmten Zug. Doch der Kletterpartner kann motivieren, wertvolle Tipps geben, oder nach Fehlversuchen, aufmunternde Worte finden. Einen ganz besonderen Partner hat man mit seiner Tochter / Papa gefunden. Ob das immer gut ist, möchte ich von Uwe und Feli erfahren.

Also nehmt euch etwas Zeit, einen Kaffee oder Kaltgetränk und genießt das Interview!

 

Name

Uwe und Feli

Alter

59 und 27

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Du begannst im letzten Jahrtausend mit Klettern, wie kammst du dazu?

Uwe: Ich habe in einer Kneipe gesessen und mir angehört, wie einer vom Klettern erzält hat. Nach fünf
Gin Tonic ( Feli: Du hast Gin Tonic getrunken?) fand ich den Mut zu fragen, ob ich mal
mitkommen kann. Und so kam ich zum Klettern im Lauchagrund in Thüringen.

Wie sah die Kletterszene damals (im Vergleich zu heute) aus?

Uwe: Wie sah die Kletterszene damals (im Vergleich zu heute) aus ?
Damals ging man nur an den Fels, am Plastik wurde noch nicht geklettert. Die Klettersaison begann
mit dem Anklettern um den 1. Mai rum und endete Anfang Oktober. Nur an Silvester und
Weihnachten fror man sich freiwillig die Finger am Fels ab, um sich eine Jahreserstbegehung zu
sichern. Jeder Kletterausflug war eine kleine Odyssee, weil wir weder Auto noch Motorrad hatten
und nur auf Bus und Bahn angewiesen waren.

War es damals selbstverständlich, Kinder mit an den Fels zu nehmen?

Uwe: Nein, überhaupt nicht und es hätte auch keine Ausrüstung für Kinder gegeben.

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Mit welchem Alter fingst du an zu Klettern und wo war das?

Feli: Das erste Mal mit am Fels war ich mit drei Monaten in Hainstadt, danach zog mich Papa Routen
hoch und sobald ich meine ersten Schritte laufen konnte, begann ich mit dem Klettern. Meinen
ersten Vorstieg habe ich mit 5 Jahren an der Eulenwand in Franken gemacht und mit 8 Jahren stieg
ich das erste Mal hinter Papa eine Mehrseillängentour am Grimsel in der Schweiz nach.

Hat es dir gleich gefallen und wie war es, mit dem Vater den Sport zu teilen?

Feli: Ich hatte schon immer Freude am Klettern, jedoch verfolgte ich bis zum 14. Lebenjahr meine
Kampfsportkarriere, sodass nur in den Urlauben Zeit zum Klettern bliebt. Papa verbrachte in dieser
Zeit viele Wochenenden bei Judowettkämpfen in stickigen Hallen, statt an den Fels klettern zu
gehen, sodass er sich freute, dass ich dann mit Kämpfen aufhörte und mit an den Fels fuhr.

Hat dich Reisen mit Kind beim Klettern eingeschränkt oder sahst du das als
Bereicherung?

Uwe: Das Reisen mit Kind hat mich nie eingeschränkt, auch meine Frau klettert nicht und trotzdem haben
wir fast jeden Urlaub am Fels verbracht. Wichtig ist, dass auch Zeit für andere Aktivitäten, wie zum
Beispiel Wandern, bleibt und man Felsen aussucht, wo das Kind auch klettern kann.

Hättest du gerne auch andere Urlaube gemacht oder wärest anstelle der Kletter-
urlaube mit Eltern lieber mit gleichaltrigen Freunden weggefahren?

Feli: Hättest du gerne auch andere Urlaube gemacht oder wärest anstelle der Kletter-
urlaube mit Eltern lieber mit gleichaltrigen Freunden weggefahren ?
Mir haben die Kletterurlaub und besonders die Urlaube im VW-Bus viel Spaß gemacht. Als ich
dann so richtig mit dem Klettern begannt, trainierte ich in Frankfurt beim DAV und fuhrt dort auf
viele Kletterreisen mit. Ab dann fuhren meine Freunde auch immer gerne mit in unsere Urlaube.
 

Gab es bei Euch Konkurrenz, wie man es zuweilen ja von Vater/Sohn-
Konstellationen kennt?

Feli: Das gab es nie, wir haben uns immer für den anderen gefreut. Jeder von uns hatte seine Stärken,
Papa ist viel mutiger und kann kräftigere Routen klettern, ich dagegen kann kleinere Griffe
festhalten, so haben wir uns immer gut ergänzt.
 

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Wie war es, als Feli das erste Mal schwerer kletterte? Freude, Neid, Ansporn,
Stolz?

Beide:
Uwe: Ich habe mich sehr gefreut, ein Ansporn war das aber nicht, weil ich wusste, dass ich diese
kleinen Kratzer nicht halten werde.
Feli: Ich hab mich immer gefreut, wenn Papa dabei war, wenn ich etwas Schweres geklettert habe,
sowohl ich mich auch heute noch am sichersten fühle, wenn Papa mich sichert. Wenn er mal nicht
dabei ist, ruf ich ihn immer sofort an und erzähl ihm von meinem Durchstieg.
 

Ihr reist nach wie vor gelegentlich gemeinsam, was ja nicht viel erwachsene Kinder
mitmachen? Wie kommt das?

Beide:
Uwe: Ich denke das Klettern kann altersübergreifend verbinden. Es ist gar nicht so wichtig, wie alt
man ist oder ob man Vater und Kind ist. Uns geht es um das Klettern an schönen Orten.
Feli: Papa reist genau wie ich gerne um die halbe Welt, um neue Klettergebiete zu entdecken und
versucht jede freie Minute am Fels zu verbringen, da verbindet uns einfach die Freude am Klettern.
Er versteht sich auch super mit meinen Freunden und wir freuen uns alle, wenn wir gemeinsam Zeit
am Fels verbringen.
 

Wie sieht euer Kletteralltag/Training heute aus? Welche Ziele verfolgt ihr?
Was hat sich im Laufe der Jahre wie geändert?

 
Beide:
Feli: Seit dem misslungen Klemmhook in Thüringen vor zwei Jahren und 3 Operationen später, ist
gerade mein Langzeitprojekt eine Treppe ohne Krücken zu schaffen. Ich trainiere aktuell nicht
gezielt für das Klettern, sondern lege meinen Fokus auf mein Knie. Da ich vor kurzen in die Berge
gezogen bin, um noch mehr klettern zu können, hoffe ich, dass ich im Herbst meine ersten Meter im
Nachstieg machen kann. Generell war ich viel Bouldern, hab am Griffboard trainiert und versucht
jede freie Minute an den Fels zu fahren.
Uwe: Ich gehe zwei bis drei Mal in der Woche in der Halle oder am Fels klettern. In jedem Urlaub
geht es auf jeden Fall raus zum Klettern.
 

Gibt dir dein Papa Tipps und wie gehst du damit um?

Feli: Tipps sind immer gut, gerade wenn ich mich fürchte und nicht weiterklettern will, kann Papa
mir Mut machen und mich davon überzeugen, dass ich den Zug halte.

Würdest du mit Papa jetzt sofort wieder in den 4 Wochen Kletterurlaub fahren?

Feli: Ja sofort und die nächsten Kletterurlaube z.B. Laos an Weihnachten sind schon gebucht.
 
 
 
 
 
 
 

About the Author: Schiebekeks

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Klettert seit 1990. Nach vielen Jahren am Seil mit unzähligen Reisen mit und ohne Familie verstärkt am Bouldern.

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