Bieler See und Annecy

IMG_3334Dank der Eltern haben wir mal wieder eine Woche entspannt ohne Kinder im Camper verbringen können. Das Ziel Annecy war auch schnell gefunden. Nicht zu weit, einige Auswahl und sogar ein schöner See zum Baden.

Beste Voraussetzungen eigentlich. Wenn da nicht das Wetter gewesen wäre, oder besser die Wetterberichte. Wir lassen uns doch zusehends von den Prognosen verrückt machen.

Jeder minimale Prozentpunkt Regenwahrscheinlichkeit am Zielort lässt einen mittlerweile ja nervös werden. So habe ich halb Frankreich in Form von Kletterführern in den Bus gepackt, um auf alles vorbereitet zu sein.

Da ich gerne auf dem Weg in den Süden Zwischenstopps einlege, bei denen sich auch Boulder- oder Klettermöglichkeiten bieten, fiel mir der kleine Boulderführer zu Gebieten um den Bieler See ins Auge. Das Schweizer Jura hatten wir bereits früher immer wieder als Kletterzwischenstopp genutzt, bouldern war ich dort aber noch nie.

Die im Netz gefundenen Bilder und Beschreibungen lasen sich auch verheißungsvoll. Zwar nicht im Sinne eines Topgebietes, aber durchaus lohnenswert.

Aufgrund der Hitze und des günstigen Absprunggeländes (Simone zieht Wandern dem Mitbouldern und Spotten vor ;-)) wählte ich das erste Gebiet im Führer bei Neuveville aus. Einen langgezogenen Riegel mit Quergangpotenzial und einem guten Range an Schwierigkeiten.

Dieses äußerst positiv abgelichtete Stück Fels entpuppte sich als subtropisch zugewachsener Quaken, bei dem in den für mich interessanten Linien nicht wirklich klar war, wie die Boulder überhaupt starten sollten.

Keine Empfehlung, aber sei es drum, das Beste draus gemacht, den See und das erste Urlaubsbier genossen. Als Führerautor hätte ich ein lohnenderes Ziel an den Anfang meines Werkes gesetzt…mal schauen, ob die anderen Gebieten lohnender sind.

Weiter ging‘s zum Genfer See zu einem leckeren Fisch-Restaurant und einem aus Vorurlauben bekannten Pennplatz. Am Morgen erzählte uns ein Hundeausführer, dass die Gemeinde dort am Vortag Campingverboten-Schilder aufgestellt habe, die wir in der Nachtanreise glatt übersehen hatten. Wieder ein nettes Plätzchen weniger.

Für die Gegend um Annecy bietet der Sportkletterführer „Annecy et environs“ von Robert Durieux. Infos zu 49 Felsen mit Sportkletterrouten. Zudem gibt es weitere Führer zu Mehrseillängen-Gebieten, die aber häufig auch für die erste Seillänge lohnend sein können. Hier wurde mir von einem der wenigen Kletterer, die wir überhaupt getroffen haben, das Gebiet Les Grandes Suites empfohlen. Leider haben wir es aufgrund des Regens nicht mehr dorthin geschafft.

Die meisten Gebiete im Führer sind eher kleine und beschauliche Gebiete mit überschaubaren Zustiegen (Ausnahme Ablon) in denen es sehr ruhig zugeht. Meist waren wir alleine am Fels.

Vorherrschend ist plattige bzw. wenig steile Kletterei, teilweise auch an älterem Hakenmaterial und mit knüppelharter Bewertung, typisch old school. Während ich kurz vor den Urlaub in Thüringen einiges an 7a onsight geklettert bin, war ich hier froh, die 7a-Stellen überhaupt irgendwie klettern zu können. So hart hatte ich das aus den Vorurlauben gar nicht in Erinnerung. Ich werde wohl alt ;-).

Während der Fels in den meisten Gebieten sehr griffig war, ist der stadtnahe Falaise du Talabar schon arg abgespeckt. Wer in Annecy logiert, kann allerdings öffentlich anreisen und gleich nach dem Klettern in den See springen.

Mit aufgenommen im Kletterführer ist das Gebiet Ablon, welches sich quasi auf ca. 500 m Breite mit ca. 400 Routen aus einer Hochalmwiese schraubt. Wehrmutstropfen (für mich) ist der ca. 1 stündige Zustieg, der aber auf bequemer und wenig steiler Forststraße zu bewältigen ist.

Insgesamt wirkt alles ein wenig aus der Zeit gefallen, die Kletterbilder im Führer von 2020 scheinen mindestens 20 Jahre alt zu sein, die Aufmachung ist stilistisch auch eher Jahrzehnte zurück, Orte und Landschaft haben gefühlt schon bessere Zeiten erlebt. Ein wenig kommt es wie eine Zeitreise rüber und man spürt irgendwie, dass sich Frankreich in der Provinz schwertut, im hier und jetzt anzukommen…

derAlte

About the Author: Schiebekeks

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Klettert seit 1990. Nach vielen Jahren am Seil mit unzähligen Reisen mit und ohne Familie verstärkt am Bouldern.

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