Dent Blanche – 4000er im Oktober
Noch einmal schnell in die Berge. Das dachte ich mir, nachdem ich noch einmal ein paar Tage freibekommen hatte. Jetzt stand aber schon die neue Jahreszeit vor der Tür und ein Ziel zu finden war nicht ganz leicht. Also blätterte ich wie schon tausendmal zuvor durch meinen 4000er Buch und blieb beim Dent Blanche stehen. Eine ZS Tour mit III Kletterei klang sehr spannend. Lediglich der Hüttenzustieg mit 1700 Höhenmetern erschien mir als etwas viel. Aber dank einer langen Abwesenheit in den Bergen fehlten mir gewisse Erlebnisse im Gedächtnis. Ich dachte das wäre alles nicht so schlimm.
Jetzt ging es darum, einen Partner zu finden. Zum Glück hat sich Christine überreden lassen. Nachdem wir die Packliste besprochen und die Abfahrtzeit festgelegt hatten, fuhren wir ins Wallis.
Im Talort angekommen sahen wir auf den umliegenden Gipfeln schon den ersten Schnee. Leider hatte es die Tage zuvor bis auf ca. 2000 Meter geschneit. Dass das zum Problem werden kann, hatten wir da noch nicht so richtig auf der Rechnung. Am nächsten Morgen standen wir etwas früher auf, da wir noch die Rucksäcke packen mussten. Nachdem das erledigt war und jeder seinen Rucksack aufgesetzt hatte, wurde einem mal wieder bewusst, wie schwer das Ding immer ist.
Los geht`s
Die angegeben Zeit zur Alpe Bricola hatten wir nur knapp gerissen. Da angekommen haben wir Mittag gegessen und dabei mit der einzigen Seilschaft Kontakt aufgenommen. Dabei kam heraus das die 4er Gruppe aus der Slowakai (aus der Hohen Tatra) ist und der älteste mit 71 ein zäher Hund war. Weshalb deren Rucksäcke aber um etliche Kilo leichter waren, habe ich bis heute nicht verstanden.
Nach dem Mittag an der Alpe Bricola ging es dann im immer tiefer werdenden Schnee mühsam in Richtung Cabane de la Dent Blanche (3507 m). Wir waren sehr froh, dass die Gruppe vor uns den Weg gespurt hatte. Stellenweise waren keine Wegmarkierungen ersichtlich und der Weg ging über unwegsames Gelände bis zu einem kleinen See auf ca. 2700 Meter. Dort angekommen schauten wir auf die Uhr und waren etwas überrascht. Wir waren nun schon 5 Stunden unterwegs. Angegeben bis zur Hütte waren 5 bis 7 Stunden. Es standen uns aber immer noch 600 bis 700 Höhenmeter bevor. Diese wären eigentlich schnell zu bewältigen, wären da nicht die Eisplatten und der höher werdende Schnee. Es passierte nun immer öfter, dass man bis zur Hüfte in irgendwelchen Löchern versank, nur im sich dann wieder aufzurappeln und direkt wieder auszurutschen. Wir beobachteten, dass auch die Gruppe vor uns des Öfteren einfach umfiel.
Die schwere Entscheidung
Ca. 350 Höhenmeter vor der Hütte kamen wir über eine Kuppe und der Schnee wurde noch einmal höher. Dazu kam ein vereister Grat, den es zu klettern galt. Erst danach gelangte man auf den Gletscher, über den man dann die Hütte erreichte. An diesem Punkt waren wir bereits 7 Stunden unterwegs und es sollte nur noch 2 Stunden Tageslicht geben. Das waren alles Gründe, die uns diskutieren ließen. Wollten wir noch weitere 4 Stunden ansteigen, nur um dann total knülle auf der Hütte zu sein? Das Zeitfenster für die gesamte Tour sah vor, dass wir zur Hütte aufstiegen, am nächsten Tag auf den Gipfel und danach eigentlich schon absteigen sollten. Da war kein Ruhetag, nach einem anstrengenden Hüttenzustieg geplant. Die andere Seilschaft hatte einen geplant. Alle Faktoren berücksichtigt wählten wir den direkten Abstieg.
Der Abstieg
Im Abstieg waren die Eisplatten leider noch unangenehmer. Wir rutschen mehr, als das wir gingen. Was eine Quälerei. Nicht selten lagen wir auf der Seite und mussten irgendwie mit dem immer schwerer werdenden Rucksack aufstehen. Schimpfwörter wurden mein bester Freund. Nach 2 Stunden Abstieg stellten wir fest, dass dieser genau so lange gedauert hatte wie der Aufstieg der gleichen Strecke. Das hieß nichts Gutes und wir schalteten gegen 19:30 Uhr unsere Stirnlampen an. Um den Abstieg kurz zu machen. Gegen 00:30 Uhr waren wir dann endlich wieder am Auto. Das war wohl eine meiner längsten Touren an 1 Tag. 14 Stunden können eine lange Zeit sein. Gespickt mit den Eindrücken, den Herausforderungen und den Momenten, die wir erlebten, vergingen diese aber wie im Flug.
Auch wenn wir umkehrten, waren es doch wieder tolle Momente, die wir erleben durften.
Viele Grüße,
Martin
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