Faszination Klettern – Interview Anja
Bouldern und Klettern ist zum Massenphänomen geworden. Immer mehr Menschen begeistern sich, wie ich finde zu Recht für den Sport. Die Schwelle mit dem Klettern und / oder Bouldern zu beginnen wird, dank der neuen Hallen, immer niedriger. War die Kletterhalle früher noch ein dunkler Ort, sind sie heute hell, freundlich und ein Treffpunkt um gemeinsame Zeit zu verbringen. Doch weshalb steigt die Faszination für den Sport? Was bewegt Sportler dazu, mit dem Training zu beginnen?
Ich möchte diesem Phänomen etwas näher kommen. Vom Spontanen bis Ambitionierten soll jeder zu Wort kommen.
Name Anja
Wie und wann bist du zum Klettern gekommen?
Ich bin 2015 von Berlin nach Frankfurt gezogen und habe hier eigentlich erst so richtig mit dem Bouldern angefangen. Das Bouldern war quasi meine Eintrittskarte hier in Frankfurt anzukommen und Kontakte zu knüpfen.
Ich war zwar in Berlin schon mal in einer Kletterhalle und habe über die Uni einen Kletterkurs gemacht. Dann fehlte mir aber eine Kletterpartnerin und meine Höhenangst hat mich vom Klettern abgehalten. Bouldern war für mich da die bessere Alternative. Ich konnte ohne viel Material und Vorkenntnisse starten.
Was bedeutet Bouldern für dich?
Bouldern ist vieles für mich. Einerseits ist es ein Sport, der meinen gesamten Körper fordert. Ich habe Spaß daran auszuprobieren, wie manchmal kleinste Gewichtsverlagerungen zum Erfolg führen. Andererseits baue ich übers Bouldern Stress ab, treffe meine Freunde und Lerne immer wieder neues über mich.
Mir fällt es manchmal schwer im Hier und Jetzt zu sein, die Gedanken, Gedanken seien zu lassen. Sobald ich an der Wand bin, verschwindet die sonstige Welt um mich herum und ich konzentriere mich voll auf die Route. Es geht darum, mich meinen Körper und meine Stärke zu spüren, mich aber auch immer wieder mit meinen Grenzen und Ängsten zu konfrontieren. An manchen Tagen möchte ich bewusst diese Grenze austesten und manchmal gilt es aber auch einfach zu akzeptieren, dass etwas eben noch nicht geht. Zugegeben am letzten Punkt arbeite ich noch :)
Hast du dir Ziele beim Bouldern gesteckt oder siehst du Bouldern eher als Ausgleich?
Nein, ich setzte mir ganz bewusst keine konkreten Ziele. Ich bin leider eh davon getrieben, gut sein zu wollen, in dem, was ich mache.
Ich versuche deshalb beim Bouldern bewusst, den Leistungsanspruch herauszunehmen. Das klappt mal mehr mal weniger gut.
Wo und wie oft gehst du Bouldern?
Vor dem Lockdown war ich eigentlich zwei bis dreimal in der Woche in der Boulderwelt Frankfurt unterwegs. Hin- und wieder bin ich auch im Dynochrom und noch seltener im Studiobloc in Pfungstadt.
Außerdem versuche ich einmal im Jahr einen längeren Boulderurlaub einzuplanen. Die letzten Jahre ging es immer nach Fontainebleau.
Betreibst du noch andere Sportarten?
Ich mache zu Hause für mich ein bisschen Yoga und Ausgleichstraining.
Bist du auch mit Seil unterwegs?
Ich nehmen mir seit Jahren immer wieder vor auch am Seil Klettern zu gehen und endlich an meiner Fallangst zu arbeiten. Meist ist es aber dann doch leichter Bouldern zu gehen :)
Boulderst du lieber drinnen oder draußen?
Ich kann die Frage nicht eindeutig beantworten, weil für mich drinnen und draußen ganz unterschiedliche Aspekte wichtig sind. Ich habe in der Halle angefangen zu bouldern. Das bin ich gewohnt und in der Halle fühle mich deshalb sicherer. Ich kann ohne große Vorbereitung in die Halle fahren. Das ist für mich perfekt für den regelmäßigen Sport.
Draußen bin ich leider viel zu wenig. Ich hab kein eigenes Auto. Deshalb ist es schwieriger für mich, schnell zum Feierabend an den Fels zu fahren. Wenn ich dann doch an den Fels fahre, möchte ich Zeit haben. Mir geht’s dann mehr auch um das Erleben der Natur und mit Freunden eine gute Zeit zu haben. Der sportliche Aspekt spielt dann weniger eine Rolle.
Deine Lieblingsorte zum Bouldern drinnen/draußen? Warum?
Ich kenne bisher noch nicht so viele Orte zum draußen Bouldern. Von denen, die ich kennen ist Bleau bisher aber mein absoluter Lieblingsort.
Ich mag Sandstein gern und die unglaubliche Vielfalt an Bouldern. Hier findet eigentlich jeder was in seinem Schwierigkeitsgrad und die Wege zwischen den einzelnen Blöcken sind nicht weit.
Drinnen mag ich das Studiobloc sehr gern. Mir gefällt der Schraubstil und die Atmosphäre in der Halle. Leider ist die Halle für mich einfach zu weit weg für regelmäßige Sessions.
Meine Stammhalle ist aber die Boulderwelt. Nach dem Ausbau ist das Angebot an unterschiedlichen Bouldern im Vergleich zu anderen Hallen riesig und es wird in hoher Frequenz umgeschraubt, so dass man immer wieder neue Herausforderungen findet. Ich muss allerdings gestehen, dass mir das Dynochrom von der Atmosphäre her persönlich besser gefällt.
Wie geht es dir im Lockdown? Was fehlt dir?
Mir fehlt das Bouldern total. Dabei geht es mir nicht nur um die Bewegung und sondern auch das soziale Umfeld. Freunde treffen, neue Menschen kennenlernen.
Was wünscht du dir – bezogen auf das Bouldern – für 2021?
Ich wünsche mir vor allem, dass die Hallen in 2021 möglichst bald wieder aufmachen können.
Ansonsten hab ich mir vorgenommen, mehr draußen bouldern zu gehen.
Vielen Dank für das Interview und einen guten Start in das Jahr 2021.
Grüße,
Anja
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